Besser offline mit Online

Im Zuge der Nachfolgeregelung bei Online Schreibgeräte in Neumarkt hat Alexander Apfel Mitte Mai 2022 für das Unternehmen die alleinige Verantwortung übernommen. Der Generationswechsel ist damit erfolgreich abgeschlossen. Im Interview setzt er bereits Akzente und blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Schon als Student entdeckte Alexander Apfel (geb. Batsch, Mitte) seine Liebe für Schreibgeräte. Seine Eltern Alexandra und Thomas Batsch übergaben ihm - nicht nur symbolisch - das Steuerrad und die komplette Verantwortung für das Familienunternehmen.

Herr Apfel, seit 11. Mai dieses Jahres sind Sie alleiniger Geschäftsführer der Online Schreibgeräte GmbH. Wie ging der Wechsel vonstatten?
Apfel: Der Wechsel ist seit langer Zeit geplant und gut vorbereitet worden. Die Veränderung ist auch unserem Team seit langer Zeit bekannt und kommt da- her nicht überraschend. Zusammen mit zwei erfahrenen Kollegen bilden wir nun ein Führungstrio und gehen gemeinsam in die Zukunft. Und meine Eltern stehen uns in den nächsten Monaten bei Bedarf auch noch beratend zur Seite.

Sicherlich können Sie enorm vom Erfahrungsschatz Ihrer Eltern, Alexandra und Thomas Batsch, profitieren?
Apfel: Nach knapp acht Jahren im Unternehmen und hiervon zwei Jahren in der Geschäftsführung, habe ich mir alle Bereiche intensiv ansehen können und mir wichtiges Wissen für die Zukunft aufbauen können. Hierbei spielten meine Eltern natürlich eine besondere Rolle, da sie mich von Anfang an in wichtige Entscheidungen immer mit eingebunden haben. So haben wir bereits viele Entscheidungen gemeinsam getroffen. Durch die vorangegangenen Diskussionen hatte ich die Möglichkeit, neue Blickwinkel zu gewinnen und vom Erfahrungsschatz „alter Hasen" zu profitieren. Ich habe versucht, so viel wie möglich zu lernen und dennoch eigene Ansätze und Ideen einzubringen.

Inwiefern nützt die Erfahrung Ihrer Eltern Bezug nehmend auf die Betreuung der Kunden und die Geschäftsprozesse?
Apfel: Die Gründer eines Unternehmens zu sein, ist immer ein ganz besonderes Privileg. Ich glaube, alle unsere Kunden verbinden die Marke Online mit meinen Eltern. Das ist einfach über 30 Jahre gewachsen. Auch hier habe ich vieles gelernt, insbesondere den Umgang mit anderen Kulturen und Mentalitäten. Doch jetzt bricht eine neue Ära an. Auch wenn unser Spirit sicher der gleiche bleibt, wird es auch Veränderungen geben. So müssen sich viele noch an meinen neuen Namen „Apfel" gewöhnen. Man könnte diesen Umstand auch sym- bolisch für einen Aufbruch in eine neue Zeit sehen. Natürlich müssen wir hierbei unsere Geschäftsprozesse permanent hinterfragen und nach Verbesserungen streben. Nur so können wir zufriedene Kunden schaffen, was mir und meinem Team das wichtigste Anliegen ist.

Welche Modernisierungsprozesse werden zeitnah vollzogen?
Apfel: Mit dem Wechsel stellt sich die Frage: Wofür steht die Marke Online heute, und wofür wollen wir in Zukunft stehen? Die Modernisierung des Markenbildes ist bereits in vollem Gang und stellt den Kunden in das Zentrum unseres Denkens. Wenn eine Person ein Schreibgerät, einen Brushpen oder ein Bullet Journal in die Hand nimmt und sich bewusst mit Themen außerhalb der digitalen Welt befasst, dann wollen wir, dass man mit einem Produkt von Online mehr Freude beim Schreiben und Gestalten hat als mit einem vergleichbaren Produkt eines Mitbewerbers. Unser neuer Leitspruch „Besser offline mit Online" bringt das gut auf den Punkt.

Welche weiteren Schwerpunkte wollen Sie künftig setzen?
Apfel: Wie bereits angesprochen, um im Markt erfolgreich zu sein, müssen wir den Kunden ins Zentrum stellen. Dabei wollen wir berücksichtigen, dass unsere Kunden ein deutlich breiteres Spektrum an Touchpoints haben. Wir werden deshalb in Zukunft dort sein, wo unsere Kunden sehr viel Zeit verbringen. Die Ansprache in der digitalen Welt und die Wahrnehmung am klassischen physischen Point of Sale im Fachhandel sind die zwei maßgebenden Berührungspunkte mit unserer Marke.
Wir benötigen daher ein schlüssiges Konzept, welches die digitale mit der analogen Welt verknüpft. Dieses gilt es mit meinem Team zu entwickeln und in den nächsten Jahren umzusetzen. Auch an möglichen neuen Technologien in Verbindung mit unseren Produkten arbeiten wir. Lassen Sie sich überraschen.

Wie sehen Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Handelskunden aus?
Apfel: Ich bin mittlerweile schon 15 Jahre aktiv in der Branche tätig und habe in diesen Jahren viel erlebt. Von einfachen Service- und Bestelltätigkeiten vor meiner Haustüre in München bis hin zum Markenlaunch mit einem neuen Partner in Japan reicht hier die Bandbreite meiner persönlichen Erfahrungen. Aber auch in dieser Zusammenarbeit findet ein Wandel statt, der in den letzten zwei Jahren deutlich beschleunigt wurde.
Haben wir früher fast ausschließlich in Präsenz mit unseren Kunden zusammengearbeitet, so läuft das heute deutlich digitaler ab. Noch vor drei Jahren bin ich pro Monat zwei bis dreimal in den Flieger gestiegen, um unsere internationalen Partner zu besuchen. Heute ist das mehr Ausnahme denn Regel. In Deutschland hat sich das allerdings schon wieder etwas normalisiert. Ich bin froh, dass wir hier wieder deutlich mehr direkten Kon- takt zu unseren Kunden pflegen. Ich vertrete die Meinung, dass unsere persönliche Zeit für Kund*innen, die höchste Anerkennung ist, die wir den Menschen in einer schnelllebigen digitalen Welt entgegenbringen können.

In Deutschland sind Familienunternehmen weiterhin ein Zukunftsmodell, gerade weil sie ihrer unternehmerischen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Teilen Sie diese Auffassung?

Apfel: Diese Auffassung teile ich zu 100 Prozent. Wir stehen wie alle Unternehmen in einem hartem Wettbewerb. Die vergangenen Jahre haben die PBS- Branche hart getroffen. Gleichzeitig waren klassische Familienunternehmen oft nicht die Vorreiter in der Digitalisierung oder bei anderen New Work Trends. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Familienunternehmer sich deutlich bewusster sind, welche Verantwortung sie für die Gesellschaft tragen.
Wir gehen mit Krisen anders um, da die Quartalsziele wie bei börsennotierten Unternehmen nicht bedingungslos über allem stehen. Im Rahmen des NextGen- 4Bavaria - Bayerns Digitalinitiative für Unternehmensnachfolge - tausche ich mich mit vielen branchenfremden Familienunternehmern aus und auch dort wird ähnlich gedacht.

Kommen wir zum Schluss wieder zurück zum klassischen Schreiben. Welche Sätze würden in einer Grußkarte stehen, die Sie Ihren Eltern zum Abschied aus dem aktiven Berufsleben überreichen?
Apfel: Vielen Dank für eure Visionen und den Mut in den letzten 30 Jahren, der uns als Unternehmen erst dorthin gebracht hat, wo wir heute stehen. Dies ist für mich Vorbild und Aufgabe zugleich. Ich freue mich sehr, diese Verantwortung übernehmen zu dürfen und das Unternehmen in den nächsten 30 Jahren fortzuentwickeln. Den Grundstein für diese große Chance habt ihr mit vielen richtigen Entscheidungen in der Vergangenheit gelegt und dafür möchte ich euch an dieser Stelle ganz herzlich Danke sagen.

Zur Website: www.online-pen.de

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