Küsse auf Papier

Schokolade, Blumen? Sind am Valentinstag die Präsent-Klassiker. Wer jedoch an die eigentliche Tradition anknüpfen möchte, schenkt am 14. Februar persönlich verfasste Zeilen. Schließlich trifft, auch oder gerade im Zeitalter von Snapchat, SMS & Co., keine Botschaft so sehr ins Herz wie der Liebesbrief.

Trifft mitten ins Herz: künstlerisches Liebesbekenntnis im Handlettering-Style zum Valentinstag

Die oft geäußerte Vermutung, dass der Valentinstag eine Erfindung gewitzter Blumenhändler sei, erscheint angesichts der Verkaufszahlen plausibel – 120 bis 130 Millionen Euro setzten zum Beispiel deutsche Floristen in den vergangenen Jahren rund um den 14. Februar um, doppelt so viel wie an normalen Tagen. Doch seine Ursprünge sind viel emotionalerer Natur: Laut Legende ist er auf den italienischen Bischof Valentin von Terni zurückzuführen, der im 3. Jahrhundert auch Soldaten traute, obwohl diese laut staatlichem Gesetz unverheiratet bleiben mussten. Dafür, so heißt es, wurde der „Bischof der Zärtlichkeit" an einem 14. Februar erhängt. Fortan sollte dieses Datum als Tag der Liebe und der Liebenden gelten, der mit Gedichten, individuell dekorierten Karten und später auch kleinen Geschenken zelebriert wurde. Blumen und vorgedruckte Grußkarten wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg richtig publik – doch heute interessieren sich viele wieder für die ursprüngliche Tradition.

Als eine britische Versicherung deshalb zum Valentinstag eine Umfrage zu den schönsten Liebesbriefen startete, war das Feedback groß. Und das Ergebnis eindeutig: Auf Platz Eins landeten die Zeilen, mit denen Countrysänger Johnny Cash seiner Ehefrau June Carter zum 65. Geburtstag gratuliert hatte. „Wir werden alt und gewöhnen uns aneinander. Wir denken gleich. Wir lesen unsere Gedanken... Immer mal wieder, wie heute, denke ich darüber nach und begreife, wie glücklich ich mich schätzen kann, mein Leben mit der tollsten Frau zu teilen, die ich je kennengelernt habe." Napoleon, Ludwig van Beethoven, aber auch Rockgitarrist Jimi Hendrix schafften es in die Top Ten, ebenso wie Schauspieler Richard Burton, der seiner Elizabeth Taylor schrieb: „Meine blinden Augen warten verzweifelt auf deinen Anblick. Du begreifst natürlich nicht, wie faszinierend schön du immer gewesen bist und wie du zusätzliche und besondere und gefährliche Anmut hinzugewonnen hast."

Formulierungen, die sofort das Kopf-Kino anwerfen: Möchte man nicht selbst Empfänger solcher Zeilen sein? Oder solche Worte finden können? Ein Liebesbrief ist wie eine Eintrittskarte in eine verborgene Gefühlswelt, eine achtsam formulierte Offenbarung bisher sorgsam gehüteter Geheimnisse. In einer Zeit, in der alles per Likes oder Retweets massenhaft verbreitet wird, wirkt die Tatsache, dass sich das Geschriebene nur an eine, und zwar genau an die eine Person richtet, geradezu atemberaubend intim. Und wunderbar luxuriös – schließlich muss heute meistens ein flott getipptes „X" als Zeichen der Zuneigung genügen. „Ich kenne viele junge Frauen, die jede Menge E-Mails und Textnachrichten bekommen haben, aber noch nie einen gefühlvollen Brief", sagt die britische Autorin Jojo Moyes, deren Millionen-Bestseller „Eine Handvoll Worte" (engl.: „The Last Letter From Your Lover") von der Liebesbrief-Recherche einer jungen Journalistin erzählt. Die Story ist fiktiv, aber die den einzelnen Kapiteln vorangestellten Zitate sind echt: Moyes hatte per Anzeige und Internet-Aufrufen nach Herzens-Botschaften aus dem realen Leben gesucht. Ihr wurden sehnsüchtige, verletzte, lustige zugeschickt, aber auch tieftraurige wie diese: „Ich wünschte, ich könnte der Mensch sein, der dich rettet, aber das wird einfach nicht passieren..."

Doch besser aufrichtig verzweifelt als verkünstelt munter: Authentizität ist entscheidend, erklärt die Schweizer Sprachwissenschaftlerin Eva Lia Wyss, die im „Liebesbrief-Archiv" der Uni Zürich über 7500 Exemplare gesammelt und ausgewertet hat. Ihr Fazit: Am anstrengendsten seien jene zu lesen, die von Vorlagen oder aus der Literatur übernommen wurden. Das distanzierte Copy-and-Paste-Prinzip widerspricht schließlich auch der Gefühlslage, in der man sich gerade befindet. „Oft werden Briefe in der Kennenlern- oder Aufbauphase geschrieben. Das ist meist die leidenschaftlichste Zeit." Von einer Kennenlernphase der ganz besonderen Art erzählt der Artikel „Liebe auf den ersten Block" im Klartext-Magazin „1001" der Deutschen Journalistenschule München: Als der junge deutsche Tourist Achim 1959 in der Nähe von Rimini auf die Italienerin Pina trifft, finden sich beide sofort toll – doch keine Sprache, in der sie sich verständigen könnten. Sie kaufen sich Wörterbücher und Blöcke und erobern damit, Silbe für Silbe, die Sprache, die Kultur und nicht zuletzt das Herz des anderen. „Ich liebe Dich non per 14 giorno, sempere sempre", notierte etwa Achim, der Recht behalten sollte: Er und Pina sind seit fast 60 Jahren ein Paar.

Vielleicht, weil er das befolgte, was ein sehr prominenter Schreiber im ersten Band der wunderbaren, inzwischen zum Kultbuch avancierten Sammlung „Letters of Note" („Briefe, die die Welt bedeuten", hrsg. von Shaun Usher) seinem Stiefsohn zu dessen Hochzeit riet: Ronald Reagan, der spätere US-Präsident, gab dem Bräutigam 1971 in seinem sehr persönlichen Glückwunsch-Brief einen Tipp über das geschriebene Wort hinaus: „PS: Du wirst nie Probleme bekommen, wenn du wenigstens einmal am Tag ‚Ich liebe dich' sagst."

Zur Website: www.faber-castell.de

Weitere Artikel

Auf der Webseite bietet Faber-Castell eine große Bandbreite an Malvorlagen zum Download an.

Kreativ gegen die Krise

Die Corona Pandemie mit all ihren Herausforderungen hat gesellschaftliche Strukturen rund um den Globus verändert. Seit Anbruch dieser „neuen Realität" widmen sich viele verstärkt kreativen Ausdrucksmöglichkeiten – als selbstverordnete, erstaunlich wirksame Therapie gegen Stress, Ängste und Einsamkeit. Faber-Castell registrierte in Lockdown-Zeiten einen Anstieg von 300 Prozent bei Malvorlagen und Anleitungsvideos. Das Angebot soll ausgebaut werden.

weiterlesen
Das weltgrößte Festival für Pop-Kultur und Entertainment, die CCXP São Paulo, kommt nach Deutschland – und Faber-Castell feiert mit.

Faber-Castell ist Aussteller auf Comic-Messe CCXP Cologne

Vom 27. bis 30. Juni 2019 hat die CCXP Cologne – Comic Con Experience große Europa-Premiere in Köln. Ein spektakuläres Programm erwartet die Besucher: Mehr als 200 Künstler aus dem Bereich Comic, zahlreiche Hollywood-Stars der Film- und Musikbranche sowie Cosplayer, Walking Acts uvm. verwandeln das Messegelände in einen Hotspot für alle Film-, Comic- und Superhelden-Fans.

weiterlesen