Experimente mit der eigenen Handschrift

Die eigene Handschrift sagt viel über die Persönlichkeit eines Menschen aus. Aber im Zeitalter der digitalen Medien kommt sie oft zu kurz. Die bekannte Kalligrafin Claudia Dzengel bietet verschiedene Möglichkeiten an, dem Thema Schrift von einer kreativen Seite zu begegnen.

Claudia Dzengel hat sich auf Kalligrafie und das Experimentieren mit Schriften spezialisiert.

Claudia Dzengel hat es schon in ihrer Kindheit geliebt, zu schreiben und zu gestalten. Diese Leidenschaft setzt sich bis heute fort: „Es ist mir ein Anliegen, Erwachsene und Kinder, die heute schon früh mit dem Schreiben am Computer beginnen, für das Thema Schrift zu sensibilisieren und sie für das Schreiben mit der Hand zu begeistern", sagt sie dazu. Im Interview schildert sie, weshalb ihr das Thema gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist:

Frau Dzengel, wie kam es dazu, dass Sie sich auf Kalligrafie und das Experimentieren mit Schriften spezialisiert haben?
Claudia Dzengel: Schon in meiner Kindheit habe ich es geliebt zu schreiben und zu gestalten. Viele Jahre später, während meines Farbdesignstudiums an der HAWK Hildesheim entdeckte ich durch Prof. Gottfried Pott auch meine Leidenschaft für historische Schriften. Nach dem Studium habe ich mich vorrangig mit der typografischen Gestaltung von Schrift beschäftigt und Besucherleitsysteme für Museen, Hochschulen und Theater gestaltet. Zur Kalligrafie zurückgekehrt bin ich durch das Schreibenlernen meiner beiden Kinder. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder sich sehr schnell für das kalligrafische Schreiben begeistern lassen. Daraufhin habe ich angefangen in Schulen Kalligrafie-Workshops anzubieten und mein erstes Buch geschrieben Kalligrafie und kreatives Schreiben für Kinder. Darin geht es vor allem um das Experimentieren mit der eigenen Handschrift. Wir schreiben mit Zahnbürsten, Hölzern und Strohhalmen. Die Lesbarkeit steht dabei nicht im Vordergrund, sondern die Freude am Ausprobieren unterschiedlicher Schriftrhythmen. Inzwischen biete ich diese Seminare auch für PädagogInnen und Kalligrafie- und Schriftinteressiertes Publikum an.


Welche Bedeutung hat die Handschrift Ihrer Meinung nach in der heutigen Zeit?
Claudia Dzengel: Das Schreiben mit der Hand ist mehr als nur Worte auf's Papier bringen. Fließende Fingerbewegungen aktivieren verschiedene Regionen im Gehirn, erfordern tieferes Nachdenken und fördern die gesamte persönliche Entwicklung. Dies haben verschiedene Studien ergeben und gilt für Kinder ebenso wie für Erwachsene.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entschleunigung beim handschriftlichen Schreiben. Wenn ich mich hinsetze und einen Brief oder eine Postkarte schreibe, bedeutet das, ich nehme mir Zeit. Ich nehme mir Zeit über das, was ich schreiben möchte nachzudenken und ich nehme mir Zeit für die Person, der ich schreiben möchte. Dies wird heutzutage wieder besonders wertgeschätzt.


Weshalb sollte man die Freude am Schreiben fördern?
Claudia Dzengel: Die Handschrift ist etwas sehr Persönliches, sie ist ein Teil von mir und eine Art Stimmungsbarometer. An meinem Schriftbild sehe ich, wie ich mich fühle. Außerdem trainiere ich durch das Schreiben mit der Hand meinen individuellen Schreibrhythmus- und Duktus, das heißt, Ausdruck, Charakter und Persönlichkeit werden gefördert und gestärkt.
Das Schreiben mit der Hand bildet auch die Grundlage für jede weitere schreibende Tätigkeit. Das Schreiben am Computer nimmt uns zwar viel Arbeit ab und ist unersetzlich geworden, aber wenn ich zu früh damit beginne und handschriftlich nicht gefestigt bin, geht viel verloren, besonders feinmotorische Fähigkeiten leiden darunter.
Auch das Lernen mit handgeschriebenen Notizen fällt leichter. Weil der für Sprache zuständige Gehirnteil mit der Motorik zusammenarbeitet, kann ich mir Handgeschriebenes besser merken, dies bestätigen verschiedene Untersuchungen zu diesem Thema. Ich glaube, eine gute Kombination von analogem und digitalem Schreiben zu entwickeln, wird die Herausforderung für die Zukunft sein.

Zur Website: www.claudia-dzengel.com

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